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Wie das Saatgut in den Boden kommt

Aussaat der Lupine in Mecklenburg ist erfolgt

Bocksee, 28. April 2023 – Kerstin Bredow sitzt auf einer Drillmaschine D82 der Firma Zürn. Neben ihr steht eine graue Kiste voller weißer Tüten. Der Wind weht übers Feld, das in einzelne Parzellen aufgeteilt ist. Im Boden sind Linien zu sehen. Leon Bülow sitzt auf dem Traktor und lässt die Drillmaschine herunter. Los geht die Fahrt übers Feld bei Bocksee, einem der Standorte der Firma SAATZUCHT STEINACH GmbH & Co. KG, die ihren Hauptsitz in Niederbayern hat.

Per GPS lenkt Leon Bülow den Traktor. Alle Daten und Abgrenzungen der Parzellen und Wege sind vorher genau eingegeben worden. Die Pflanzenzüchtung, die Saatguterzeugung und die Landwirtschaft gehören zur Kernkompetenz des Unternehmens mit Standorten in Steinach, Bocksee und Ballin. Die Orte Steinach und Bocksee dienen als Ausgangspunkt für die Zuchtprogramme.

Plasmabehandeltes Saatgut wurde gesät

Für das Leitprojekt PHYSICS FOR SEED TREATMENT im Bündnis PHYSICS FOR FOOD ist das Unternehmen ein unerlässlicher Partner. Die Firma prüft die Reaktion der Lupine auf unterschiedliche Plasmabehandlungen und den Einsatz von Bakterienstämmen. Und nun ist auf rund 800 Quadratmetern plasmabehandeltes Saatgut der Lupine in den Boden gebracht worden.

Kerstin Bredow und Leon Bülow unterstützen dabei tatkräftig. Bei sonnigem Aprilwetter fahren sie übers Feld. In regelmäßigen Abständen muss Kerstin Bredow dabei Lupinensamen aus den Tüten in einen Trichter geben. Über einen Bandkopf werden die Samen auf 6 Reihen verteilt und in den Boden bei 3 Zentimeter Saattiefe abgelegt. Pro Parzelle ist das nur etwa eine Handvoll Samen, daher muss sie immer bereit sein, nachzufüllen. Bei jedem Wind und Wetter – und da ist eben nicht immer goldig, wie sie mit einem Lächeln berichtet.

„Wir mussten die Aussaat der Lupine immer wieder verschieben. Es war einfach zu nass und zu kalt“, blickt Pflanzenzüchterin Regine Dieterich zurück. Sie beobachtet das Drillen. Im März sei nichts zu machen gewesen – „wir mussten warten.“

Weitere Plasmaquelle in Betrieb genommen

Die Lupinensamen sind in den vergangenen Wochen im Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V. (INP) in Greifswald mit Plasma behandelt worden. Die Forscher haben ein neues Förderband dafür in Betrieb genommen, um eine weitere Plasmaquelle für größeres Saatgut – wie eben die Lupine – zur Verfügung zu haben. Plasma soll vor der Aussaat schädigende Pilze und Bakterien auf dem Saatgut abtöten, das Saatgut widerstandsfähiger gegen Pilze machen und dazu beitragen, dass es schneller keimt.

Seit Mitte der 90er-Jahre tritt der Pilz, der Anthraknose – auch Brennfleckenkrankheit genannt – auslöst, auf. Gegen diesen steht kein Beizmittel zur Verfügung. Ein Befall mit Anthraknose mindert den Kornertrag erheblich. Deshalb ist es wichtig, physikalische Verfahren wie die Plasmabehandlung des Saatgutes zu erproben.

Erste Ergebnisse stimmen optimistisch

Es ist das dritte Versuchsjahr im Leitprojekt zur Saatgutbehandlung. Im Labor sind laut Projektleiterin Dr. Nicola Wannicke vom INP die Ergebnisse vielversprechend, denn die Keimungsgeschwindigkeit des Saatguts habe sich durch die Behandlung deutlich verbessert und die Eignung zur Saatguthygiene konnte nachgewiesen werden.

Dr. Nicola Wannicke und ihr Projektpartner Saatzucht Steinach sind nun gespannt, wie sich der Aufwuchs und der Ertrag der Lupine auf dem Versuchsfeld im dritten Versuchsjahr entwickelt. Nach dem Versuchsjahr 2024 ist das Leitprojekt PHYSICS FOR SEED TREATMENT abgeschlossen. Eine Veröffentlichung der Ergebnisse erfolgt dann im Anschluss über das Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften und Universitätsbibliothek sowie in Fachzeitschriften.

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