Neubrandenburg/Greifswald, 16. Juli 2024 – Wenn die Sonne am höchsten steht, die Tage am längsten sind und die Temperaturen nach oben klettern, dann ist Erntezeit. Auch in unserem Leitprojekt PHYSICS FOR CROPPING SYSTEMS sind die Projektmitarbeitenden Sarah Katharina Limpächer, Brit Weier und Alicia Krause von der Hochschule Neubrandenburg zur Tat geschritten und haben per Akku-Heckenschere die Handernte 2024 im Herzen Mecklenburgs gestartet.
Ernte kann früher stattfinden
Im Projekt ist ein Versuchsfeld mit rund 60 Parzellen von ca. 13 Quadratmeter Größe mit Wintergerste angebaut worden. Parzellenweise wurde die Gerste einmal, zweimal oder gar dreimal entweder mit Plasmawasser, das zuvor am Leibniz-Institut für Plasmaforschung & Technologie e.V. (INP) in Greifswald hergestellt worden ist, oder UVC-Licht behandelt. Die erste Behandlung fand kurz nach dem Auflaufen im Frühherbst statt, die zweite vor der Vegetationspause und die dritte im zeitigen Frühjahr zu Vegetationsbeginn. Aufgrund des Witterungsverlaufs in den vergangenen Wochen und Monaten konnte die Ernte früher starten als 2023.
Trockenes Wetter ist für die Ernte entscheidend
„Die Gerste hätte vielleicht noch ein paar Tage auf dem Feld und Sonne vertragen können“, überlegt Sarah Katharina Limpächer. Aber in einer Branche, die mehr denn je vom Wetter abhängig ist, will jeder Schritt wohl überlegt sein. Denn obwohl das Korn womöglich noch etwas Sonne gebraucht hätte, hätte gleichzeitig jeder Regen, der für die kommenden Tage prognostiziert worden ist, oder jedes Unwetter die Gerstenhalme zum Umknicken bringen können. Dabei muss Gerste so trocken wie möglich sein, denn die Mitarbeitenden verpacken die Halme und Ähren in Papiersäcke. Wenn sie zu feucht sind, können sie schimmeln. Und auch Landwirtinnen und Landwirte nutzen eben die trockenen Sommertage für ihre Ernte. Denn zu feuchtes Getreide kann aus denselben Gründen schlecht eingelagert werden.
Gerste wird in Papiersäcke gepackt
Im Projekt PHYSICS FOR CROPPING SYSTEMS, unter der Leitung von Prof. Eike Stefan Dobers von der Hochschule Neubrandenburg, werden die abgeschnittenen Pflanzen von kleinen Kontrollflächen der Versuchsparzellen also in Papiersäcke abgepackt, um sie und stichprobenweise auch die Spindelstufen der einzelnen Ähren zu zählen sowie weitere Parameter zu erheben, die von den Applikationen beeinflusst worden sein können. Da braucht es dann noch einmal viel Geduld und Aufmerksamkeit, um letztlich final zu ermitteln, ob physikalische Verfahren eine Alternative zu chemischen Mitteln in der Landwirtschaft sein können, um das Wachstum der Getreidepflanzen zu fördern und die Ertragsbildung positiv zu beeinflussen.
Offenbar gibt es mehr Biomasse
Einen ersten optischen Eindruck für das aktuelle Jahr bekommen die Mitarbeitenden bereits bei der Ernte: „Es hat den Anschein, als würden die Papiersäcke in diesem Jahr mehr gefüllt und schwerer sein“, sagt Sarah Katharina Limpächer. Kurzum: Das Jahr hat offenbar mehr Biomasse gebracht. Inwiefern dies in Zusammenhang mit der Anwendung von Plasmawasser oder UV-Licht steht, wird sich zeigen.
Gute Vorbereitung ist wichtig
Rund sechs Stunden dauert die Handernte in diesem Jahr, eine schweißtreibende Angelegenheit und das in langen Hosen und am besten auch langärmlig. „Die Grannen der Ähren auf der Haut sind sehr unangenehm“, sagen die Mitarbeiterinnen – wohlwissend aus Erfahrung. In diesem letzte Erntejahr muss es im Übrigen fix gehen: Ein Gewitter zieht auf und nach der Handernte kommt Versuchsansteller Marco Schneider von Agrarconcept Schneider mit seinem Parzellenmähdrescher aufs Feld, um die Parzellen komplett zu dreschen. Das Korn der einzelnen Parzellen wird dann in kleine Tüten abgefüllt. Es wird gewogen und anhand der Proben ermittelt Marco Schneider die Feuchte, das Hektorlitergewicht und das Tausendkorngewicht.