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Auszählen in Handarbeit: Ähre um Ähre wird dokumentiert

Alicia Gräfe zählt die Spindelstufen.

Neubrandenburg, 05.09.2023 – Wenn Alicia Gräfe abends nach Hause kommt, dann kann es passieren, dass an ihren Strümpfen noch Ährenreste kleben. Das ist kein Wunder: Die junge Frau ist studentische Hilfskraft im Projekt PHYSICS FOR FOOD und für die Hochschule Neubrandenburg tätig. Sie ist derzeit mit dem sogenannten Auszählen beschäftigt.  Das bedeutet, sie zählt an einzelnen Gerstenähren die jeweiligen Spindelstufen. Und das ist nicht mit einem Blick getan. Denn Gerstenähren weisen – anders als Weizenähren –  Grannen auf, die sich überall festhaken können und auch die Sicht auf die Spindelstufen erschweren.

Bevor Alicia Gräfe allerdings zählen kann, sind Jan Lippitz und Annemarie Scheja gefragt, die ebenfalls als studentische Hilfskräfte unterstützen. Teamarbeit ist notwendig: So knipst Annemarie Scheja die Ähren von den Gerstenhalmen ab, die sie kürzlich per Hand geerntet und in einzelne, beschriftete Papiersäcke gelagert hatten. Jan Lippitz zählt die Ähren und packt sie wieder zusammen. Pro Papiersack können das rund 600-700 Ähren sein. Und diese Sammlung an Gerstenähren geht dann an Alicia Gräfe, die aus einer jeder Probe eine Strichprobe von 25 Ähren zieht und von jeder einzelnen dann Spindelstufe um Spindelstufe zählt und dokumentiert.

Anfang Juli ist auf dem Versuchsfeld von PHYSICS FOR CROPPING SYSTEMS die Gerste zunächst per Handernte geschnitten und im Anschluss mit dem Parzellenmähdrescher gedroschen worden. Allein mit der Handernte ist es nicht getan: Alicia Gräfe muss sich dann konzentrieren und Ähren aus 60 verschiedenen Parzellen zählen. Mit der Spitze des Kugelschreibers streicht sie an den Spindelstufen entlang, um sich das Zählen zu erleichtern. In ein paar Wochen soll alles fertig sein. Dann können weitere Aussagen darüber getroffen werden, ob der Einsatz physikalischer Methoden – wie UV-Licht und plasmabehandeltes Wasser – auf dem Feld messbare Effekte bei den Ertragskomponenten oder Erträgen von Wintergerste hervorbringt. Ergebnisse, die also helfen könnten, den Einsatz von Chemie zu reduzieren oder gar zu ersetzen.

Juliane Hüttenrauch, wissenschaftliche Mitarbeiterin, fügt diese Ergebnisse zusammen und unterstützt Projektleiter Prof. Dr. Eike Stefan Dobers bei der Auswertung. Die Feldversuchs-Ergebnisse der vergangenen beiden Jahre konnten unter realen Witterungsbedingungen nicht das zeigen, was in den Labor- und Gewächshausversuchen mit plasmabehandeltem Wasser bei Getreidepflanzen zuvor gefunden wurde. Daher werden die Ergebnisse des nun dritten Forschungsjahres auf dem Versuchsfeld bald weitere Trends in der Anwendung physikalischer Methoden in der Landwirtschaft zeigen. Und dann gilt es, keine Müdigkeit vorzuschützen: Nach der Ernte ist vor der Ernte. In einigen Wochen wird die Gerste für die Ernte 2024 gedrillt.

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