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Plasma kommt bei Braugerste zum Einsatz

Neubrandenburg, 24. Mai 2024 – Das Leitprojekt PHYSICS FOR STORAGE & FOOD nimmt das nächste Vorhaben in Angriff: Die Forschenden am Zentrum für Ernährung und Lebensmitteltechnologie gGmbH (ZELT) in Neubrandenburg behandeln künftig auch Braugerste im Technikumsmaßstab mit Plasma. Der Prozess soll letztlich entstehende Produktionskosten und -zeiten sparen, die Weichwasserqualität verbessern und den Malzertrag steigern.

Maximales Keimpotential ist das Ziel

„Wir befinden uns noch in der Grundlagenforschung“, sagt Projektleiter Florian Wald. Es geht zunächst darum, herauszufinden, mit welcher Behandlungsdauer und -intensität sowohl die Keimfähigkeit als auch die Keimgeschwindigkeit positiv durch Plasma beeinflusst werden können. Wir wollen das maximale Keimpotenzial erreichen“, so Florian Wald. Dabei erhält er derzeit von Tilman Ribbeck, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Unterstützung. Dieser zählt im Labor geteilte Gerstenkörner aus (Foto). Die mit Plasma behandelten Körner zeigen anschließend durch einen speziellen Farbstoff, der sich am lebenden Keimling niederschlägt, das maximal mögliche Keimpotential an. Bei diesem Versuch soll es um die Erforschung der Keimfähigkeit gehen.

Sehr gute Ergebnisse mit Plasma auf Förderband und im Silo erreicht

Plasma und Gerste sind im Projekt keine Unbekannten. Im bisherigen Projektverlauf haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zum Beispiel Gerste auf einem Förderband direkt mit Plasma behandelt, um den Kornkäfer unschädlich zu machen. Weiterhin sind Versuche in einem Silo-Demonstrator unternommen worden. Hierin wird gelagertes Getreide mit Plasmaluft behandelt, um Pilzsporen, aber auch den Kornkäfer zu bekämpfen. Beides gefährdet weltweit unsere gelagerten Erntegüter beträchtlich. Es geht demnach um den Erhalt unseres Erntegutes und dessen Qualität sowie letztendlich auch dessen Wert.

Für eine umweltfreundliche Lösung in der Landwirtschaft, als auch in der Lebensmittelbranche, setzt sich das Bündnis PHYSICS FOR FOOD ein, das von der Hochschule Neubrandenburg und dem Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V. (INP) in Greifswald sowie Wirtschaftspartnern der Region ins Leben gerufen worden ist. Durch die Erforschung innovative Methoden soll der Einsatz von Chemie reduziert und ersetzt werden.

Kleinmälzungsanlage ist geplant

„In unserem Projekt ist in Anbetracht von Braugerste das Malz der erste Verarbeitungsschritt“, ergänzt der Projektleiter. Dabei ist die Mälzung seinen Angaben zufolge „ein komplizierter Vorgang“. Braugerste wird während der Weiche immer wieder Wasser zugegeben, damit sie keimt und trockengelegt, damit wachstumshemmende Stoffe für den Keimling im Korn, wie Alkohol oder Kohlensäure, die oftmals durch Mikroorganismen produziert werden, weniger entstehen können. Nach der Keimung muss die Gerste heiß getrocknet werden, das so genannte Darren. Das ist wichtig für die Lagerfähigkeit und verhindert anschließend Schimmelbildung sowie Schimmelpilzgifte. Dabei geht es bei der Plasmabehandlung nicht nur um die Effektivität und das Ausschöpfen des vollen Keimpotentials, sondern auch um die Energieeffizienz, die bei der herkömmlichen Mälzung aufgrund der vielen Rastzeiten des Korns eingekürzt werden könnte.

Das Leitprojekt PHYSICS FOR STORAGE & FOOD arbeitet daran, diese Herausforderungen anzugehen und Lösungen zu finden. Dafür soll in den kommenden Wochen eine Kleinmälzungsanlage im Technikum des ZELT aufgestellt werden. Das Fassungsvermögen der Kleinmälzungsanlage kann aus der eingesetzten Gerste pro Durchgang bis zu 500 Liter Bier erzeugen.

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