Neubrandenburg, 16. April 2024 – Harry Schacht lenkt den Traktor übers Feld. Wo genau er lang fahren muss, zeigt ihm das GPS-Gerät an. „Ich bin vorher alles abgefahren und habe alle Daten eingegeben“, sagt er. Dazu gehören zum Beispiel die Maße der einzelnen Parzellen, auf denen die Blaue Lupine, die später übrigens weiß blühen wird, gedrillt werden soll.
Beim Drillen ist Achtsamkeit gefragt
Für das Leitprojekt PHYSICS FOR SEED TREATMENT im Bündnis PHYSICS FOR FOOD, das innovative Technologien für die Land- und Ernährungswirtschaft erforscht, werden in diesem Jahr erneut 56 Parzellen beim Projektpartner SAATZUCHT STEINACH GmbH & Co. KG angelegt. Der Techniker Harry Schacht am Traktor-Steuer sowie Juliani Dancker, Auszubildende für Pflanzentechnologie im 3. Lehrjahr, übernehmen in diesem Frühjahr das Drillen. Dabei müssen die beiden Mitarbeiter trotz aller Technik achtsam sein. So muss Harry Schacht genau die Spur halten, nur so werden die Reihen pro Parzelle exakt gezogen. Juliani Dancker muss immer Lupinensamen in den Trichter füllen, sobald die vorherige Charge in die Erde gekommen ist.
Finaler Versuch findet in diesem Jahr statt
Der Feldversuch findet in diesem Jahr im Rahmen des Projektes zum letzten Mal statt. Hierfür sind die Lupinensamen im Vorfeld mit Plasma am Leibniz-Institut für Plasmaforschung & Technologie e.V. (INP) in Greifswald behandelt worden. Denn die Laborversuche in den vergangenen Jahren hatten Ergebnisse gezeigt, die optimistisch stimmten. So konnten die Samen beispielsweise Wasser schneller aufnehmen; ihre Oberfläche war also hydrophiler. Sie konnten dadurch schneller keimen. Die Ergebnisse im Feldversuch zeigen aktuell unterschiedliche Ergebnisse, sagt INP-Gesamtprojektleiterin Dr. Nicola Wannicke. Darüber hinaus geht es den Forschenden auch darum zu ermitteln, ob plasmabehandeltes Saatgut womöglich widerstandsfähiger gegenüber Krankheitserregern ist.
Timing ist in diesem Frühjahr alles
Jetzt gibt es mit dem Drillen der Lupine eine letzte Möglichkeit in dem Projekt, weitere Daten zu generieren. Die Aussaat fand im Übrigen rund zwei Wochen früher statt als noch 2023. Im vergangenen Jahr war es länger kalt und feucht gewesen. Aktuell verhält es sich anders. „Ziel ist es immer, im zeitigen Frühjahr mit der Aussaat fertig zu sein“, so Pflanzenzüchterin Regine Dieterich. So bleibe der Lupine ausreichende Zeit, neben Blättern auch Früchte auszubilden. „Wer zu lange mit der Aussaat wartet, bekommt viele Blätter, aber weniger Ertrag“, spricht die Expertin aus Erfahrung und zitiert damit auch die einschlägige Literatur. In den kommenden Wochen erhofft sie sich relativ mildes und freundliches Wetter. Der Boden sei derzeit gut feucht für die Lupine und optimal für den Auflauf und die Entwicklung der Pflanzen. . Wie sieht es mit eventuellem Bodenfrost aus? Den würde die Lupine kurzfristig gut verkraften. Wenn es jedoch für längere Zeit kälter als minus sechs Grad würde, wäre es schwieriger, so Regine Dieterich. Sie rechnet damit, dass die Lupine gut auflaufen wird. Das heißt, die ersten zarten grünen Blätter ragen dann aus dem Boden. Die Blütezeit wird Anfang Juni sein.