Neubrandenburg, 11. Dezember 2025 – Die Hochschule Neubrandenburg hat eine neue Technologie entwickelt, die Pestizide und chemische Rückstände bei der Lagerung von Getreide vermeidet. Das Forschungsteam PlasmaGrainInnovation (PGI) entwickelte hierzu eine innovative Lösung auf Basis von Kaltatmosphärischem Plasma. Mit Fördergeldern in Höhe von 950.000 EUR soll nun innerhalb von zwei Jahren die neue Technologie zur Einsatzreife in der landwirtschaftlichen Praxis gebracht werden.
Schadinsekten, insbesondere Kornkäfer sowie Schimmel und Pathogene verursachen in der Getreidelagerung enorme Schäden und finanzielle Verluste. Allein in Deutschland gehen jedes Jahr rund 2 Millionen Tonnen durch Schädlinge und Schimmel verloren. Zur Bekämpfung werden in der Lagerhaltung vor allem chemische Methoden eingesetzt, die mit hohen Risiken für Umwelt, Anwender und Verbraucher einhergehen. Die Behandlung von Getreide mit Kaltatmosphärischem Plasma ermöglicht dagegen eine rückstandslose, chemiefreie und ressourcenschonende Lagerung von Getreide. Ein in Neubrandenburg entwickelter Prototyp zur Plasmabehandlung kann an jedes bestehende Silo angeschlossen werden und zeigt in der Erprobung eine herausragende Wirkung gegen Schadinsekten, unerwünschte Mikroorganismen und Schimmelpilze. Bei der Behandlung wird Umgebungsluft durch eine Plasmaquelle aktiviert und in das befallene Silo eingeleitet.
Kosten- und Umweltvorteile sowie Verbraucherschutz durch neuartige Methode
„In der Getreidelagerung bietet die Anwendung von Kaltatmosphärischem Plasma eine nachhaltige und zugleich kostengünstige Alternative zu herkömmlichen umwelt- und gesundheitsbelastenden chemischen Behandlungen“, erläutert Florian Wald, künftiger Geschäftsführer des zu gründenden Start-Ups. „Landwirte und Lagerbetreiber profitieren gleich doppelt, denn das Verfahren benötigt lediglich elektrischen Strom und Umgebungsluft und kommt zugleich ohne die aufwändig zu handhabenden Pestizide aus. Zudem wiesen unsere Langzeitversuche mit einem Demonstrator eine verbesserte Stabilität und Qualität des Lagergutes nach. Hiermit eröffnen sich auch für die Qualitätssicherung und Lebensmittelsicherheit neue Perspektiven. Die Verbraucher erhalten Produkte, die nicht mit Pestiziden und anderen chemischen Wirkstoffen aus der Vorratslagerung belastet sind.“
Entwickelt wurde das Verfahren im Rahmen des Verbundprojektes „Physics for Food“ im Programm „Wandel durch Innovation in der Region“ (WIR!) des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt. Beteiligt waren das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e. V. in Greifswald (INP), das Zentrum für Ernährung- und Lebensmitteltechnologie gGmbH (ZELT gGmbH) aus Neubrandenburg und zahlreiche Landwirtschafts- bzw. Technologieunternehmen vorwiegend aus Mecklenburg-Vorpommern. Ab Januar 2026 wird das im Projekt entwickelte Verfahren im Rahmen eines EXIST-Forschungstransfers zur Marktreife geführt. „Die bisherigen Ergebnisse aus dem Verbundprojekt Physics for Food zeigen eindrucksvoll, welches Potenzial Plasma-Technologien in der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft besitzen“, erklärt Florian Wald. „Die Nachfrage aus der Land- und Lagerwirtschaft nach alternativen Behandlungsmethoden im Vorratsschutz ist groß. Bis 2030 sollen EU-weit 50 % der Pestizide in der Landwirtschaft eingespart werden. Gestützt auf den EXIST-Forschungstransfer, mit starken Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft sowie der Hochschule Neubrandenburg, werden wir eine zukunftsweisende Lösung für die Lagerwirtschaft etablieren.“
Förderprogramm EXIST unterstützt Gründer und Start-Ups
Seit 1998 fördern die wechselnden Bundesregierungen die Gründungen von Unternehmen aus wissenschaftlichen Einrichtungen im Rahmen des EXIST-Programms. Die Förderung im EXIST-Forschungstransfer unterstützt laut Bundesministerium für Wirtschaft und Energie „herausragende forschungsbasierte Gründungsvorhaben, die mit aufwendigen und risikoreichen Entwicklungsarbeiten verbunden sind“. Weitere Anerkennung und Fördermittel in Höhe von 10.000 Euro erhielt das junge Forschungsteam PGI durch die Verleihung des Inno-Awards 2025 der Technologiezentren Mecklenburg-Vorpommerns.
Förderhinweis
Das Vorhaben wird gefördert im Rahmen des EXIST-Programms durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und den Europäischen Sozialfonds unter dem Förderkennzeichen 03EFMV0037.

Team PlasmaGrainInnovation (PGI): Florian Wald, Andrea Kirchstein, Katrin Oldenburg und Sven Grochowsky (v.l.n.r).
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Florian Wald
Hochschule Neubrandenburg
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