Neubrandenburg, 26. Juli 2024 – Es ist Pilzwetter. „Ja, das könnte man so bezeichnen“, sagt Aileen Hahlbohm von der Hochschule Neubrandenburg und lächelt. Die Witterung der letzten Monate ließ die Pilze nur so sprießen. Allerdings sind damit nicht die bekannten Pilze aus Wald und von Wiesen gemeint: Aileen Hahlbohm kümmert sich als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Leitprojekt PHYSICS FOR CROPPING SYSTEMS um sogenannte phytopathogene Pilze – also Pilze auf Pflanzenblättern, in ihrem Fall bei Gerstenpflanzen, welche die Pflanze schädigen. Und in diesem Jahr herrschen laut ihren ersten Beobachtungen beste Bedingungen für einen Pilzbefall bei Gerste. Während sich Landwirtinnen und Landwirte ganz und gar nicht freuen, wenn Mehltau oder Rost ihre Pflanzen befallen haben, sieht das für die Forschung anders aus. Erst wenn derartige Pilze überhaupt vorkommen, können die Forschenden einen möglichen Effekt der physikalischen Methoden von PHYSICS FOR FOOD überprüfen.
UV-Licht und Plasmawasser werden als physikalische Methoden untersucht
Aileen Hahlbohm ist studierte Agrarwissenschaftlerin, schreibt aktuell an ihrer Doktorarbeit, ist seit 2020 bei PHYSICS FOR FOOD dabei und kann sich bei ihren Arbeiten auch immer mit Prof. Dr. Becke Strehlow von der Hochschule Neubrandenburg – Professorin im Fach „Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz“ – austauschen und sich auf ihre fachliche Betreuung zu diesem Thema verlassen. Zuerst hatte sich Aileen Hahlbohm im Projekt in Labor- und Gewächshausversuchen angeschaut, welche Effekte plasmabehandeltes Wasser und UV-C-Licht auf die Bildung und das Wachstum von Pilzen haben. Insbesondere UV-C-Licht hatte hier vielversprechende Ergebnisse geliefert, weshalb diese Methode nun im zweiten Jahr der Feldversuche angewendet wird, ehe das Leitprojekt PHYSICS FOR CROPPING SYSTEMS im Herbst beendet wird.
Im ersten Jahr macht das Wetter einen Strich durch die Rechnung
Das erste Versuchsjahr auf dem Feld war laut Aileen Hahlbohm aus Forschungssicht nicht ganz ergiebig. Es konnten kaum Daten erhoben werden. Denn: „2023 war ein schlechtes Jahr für Pilze. Es hatte lange Trockenheit geherrscht und wenig Feuchtigkeit in dem für den Feldversuch relevanten Zeitraum“, denkt sie zurück. Doch Feuchtigkeit ist wichtig für das Wachstum von Pilzen, die es im vergangenen Jahr wenig bis kaum gegeben habe. Das Wetter ist eben die große Unbekannte bei Feldversuchen.
In diesem Jahr gibt es beste Voraussetzungen für Pilzwachstum
Anders sieht es nun in diesem Jahr aus, wie sie sagt. Durch den vielen Regen in den vergangenen Wochen und Monaten hätten zum Beispiel Blattkrankheiten wie Mehltau oder Rost beste Voraussetzungen gehabt, um sich auf Gerstenpflanzen anzusiedeln. Für ihre Forschungsarbeit haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch möglichst zahlreiche erdenkliche Szenarien ausgewählt: So ist zum Beispiel die Wintergerste sehr früh gesät worden, um die Ansiedelung von Pilzen zu provozieren bzw. zu begünstigen. Außerdem wählten die Forschenden einen dichten Bewuchs, um den Pilzbefall über zahlreiche Pflanzen hinweg zu begünstigen.
Vollständige Auswertung steht noch aus
Bis zu dreimal sind dann einzelne Parzellen mit UV-C-Licht behandelt worden. Außerdem gibt es Abschnitte, in denen statt der physikalischen Methode ein Fungizid – also ein chemisches Mittel zur Bekämpfung der Pathogene – eingesetzt worden ist. Und darüber hinaus gibt es auch Parzellen, die völlig unbehandelt sind. „Die Ergebnisse hierzu stehen noch aus“, sagt Aileen Hahlbohm. Allerdings konnte sie durch ihre wöchentlichen Bonituren zum Pilzbefall durchaus Tendenzen ausmachen, die nun noch ausgewertet werden müssen. Ein solcher Befall schmälert beispielsweise den Ertrag und die Qualität des Korns. Hierfür wartet sie nun auch auf die abschließende Ernte, die ihr diese beiden Parameter noch liefert.