Göhren-Lebbin, 15. Dezember 2023 – Wenn die Hanse Agro GmbH zum Feldtag inklusive Vortragsveranstaltung einlädt, dann wissen Landwirtinnen und Landwirte aus Nah und Fern: Es gibt allerlei Wissenswertes und auch Zukunftsweisendes zu erfahren. Außerdem können sich die Fachleute austauschen und mit Expertinnen und Experten aus der Forschung ins Gespräch kommen. Die Hanse Agro GmbH ist dabei Partner im Leitprojekt PHYSICS FOR CROPPING SYSTEMS und hat gemeinsam mit Wissenschaftlern aus Greifswald und Neubrandenburg die Forschungsergebnisse des Leitprojekts einem gut 40-köpfigen Fachpublikum vorgestellt.
Das Stresskonzept von Pflanzen verstehen
Nach einführenden Worten zu den Herausforderungen in der Landwirtschaft von Detlev Dölger, Gesellschafter Geschäftsführer der Hanse Agro GmbH und gleichzeitig stellvertretender Projektleiter von PHYSICS FOR CROPPING SYSTEMS, nahm Prof. Dr. Christine Stöhr, vom Institut für Botanik und Landschaftsökologie der Universität Greifswald, das Plenum mit auf eine spannende Reise in das Stresskonzept von Pflanzen. Der Wissenschaftlerin gelang es, die Anwesenden darüber aufzuklären, welche Prozesse in einer Pflanze in Gang gesetzt werden, wenn sie biotischem oder abiotischem Stress ausgesetzt wird und wie sie diesen Stress überhaupt wahrnimmt.
So werden beispielsweise Abwehrmechanismen aktiviert, die die Pflanzen adäquat auf den Stress reagieren lassen, sodass die Pflanze gar gestärkt aus dieser Stressphase hervorgehen kann. Diese Abläufe können sich Landwirtinnen und Landwirte zu Eigen machen, indem sie ihre Pflanzen vor dem eigentlichen Stress – zum Beispiel Trockenheit –, einem kürzeren Stress aussetzen, zum Beispiel in Form von plasmabehandeltem Wasser, das auf die Pflanzen gesprüht wird. Studien im Gewächshaus belegen, dass dies zu einem sogenannten Priming der Pflanze führt. Ihr antioxidatives System reagiert auf den Stress, ist damit besser auf Stressperioden vorbereitet und kann diese besser überstehen.
Feldversuche sind herausfordernd
In den Feldversuchen waren diese Erfolge noch nicht so deutlich zu beobachten, wie Sarah Katharina Limpächer in ihrem anschließenden Vortrag zusammenfasste. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt PHYSICS FOR CROPPING SYSTEMS von der Hochschule Neubrandenburg berichtete aus der Praxis, wie es mit den Feldversuchen in Mecklenburg läuft. Sowohl UV-Licht als auch plasmabehandeltes Wasser, das am Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V. (INP) in Greifswald hergestellt wird, kommen zum Einsatz. Effekte konnten bisher insbesondere durch die UV-C-Strahlung ausgelöst werden. Plasma hingegen konnte die Erwartungen in der Praxis bisher nicht umfänglich erfüllen. „Dass jedoch beide Methoden funktionieren, ist wissenschaftlich auf Laborebene belegt“, sagte Sarah Katharina Limpächer. In der Anwendung des plasmabehandelten Wassers auf Feldversuchsebene gäbe es demnach noch Anpassungspotenzial.
Innovative Methoden haben Potenzial
Die anwesenden Landwirtinnen und Landwirte lauschten diesen Erkenntnissen aufmerksam, vor allem auch den Worten Detlev Dölgers, der am Ende noch einmal umriss, wie die Ideen und Innovationen in der Praxis Anwendung finden könnten. „Die Ansätze sind sehr gut und wichtig. Aber uns ist allen klar, dass wir wohl nicht im nächsten Jahr diese Technologie schon auf unseren Feldern anwenden können“, sagt er. Doch angesichts der Herausforderungen des Klimawandels und der reglementierenden EU-Vorgaben in Bezug auf den Einsatz bestimmter Chemikalien seien innovative Denkweisen und Maßnahmen unerlässlich. PHYSICS FOR FOOD könne dazu in jeder Hinsicht einen wichtigen und vor allem nachhaltigen Beitrag leisten. Die Feldbegehung musste allerdings abgesagt werden, da zu viel Schnee lag. „Diese Zeit haben wir für intensive Diskussionen genutzt“, so Detlev Dölger abschließend.