Neubrandenburg, 7. Juli 2022 – Stundenlange Handernte heißt es in diesen Tagen im Forschungsprojekt PHYSICS FOR FOOD: Juliane Hüttenrauch und Merle Schalla packen ordentlich zu und lassen die Heckenscheren mechanisch surren. Sie schneiden auf einem Feld zwischen Neubrandenburg und Greifswald quadratmeterweise Gerstenpflanzen ab. Die Arbeiten werden genauestens durch Brit Weier und Luisa Krieger dokumentiert. Alicia Gräfe und Gesine Burmester unterstützen beim Einsammeln der Halme, die eben nicht mit der Wurzel in die Säcke gefüllt werden. „Das wäre zu feucht und würde womöglich anfangen zu schimmeln“, erklärt Juliane Hüttenrauch, die seit Juli 2022 als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule Neubrandenburg tätig ist.
Die jungen Frauen schätzen neben ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit als studentische Hilfskraft oder wissenschaftliche Mitarbeiterin diese notwendigen Arbeiten auf dem Feld. Es sei mal etwas anderes als die blanke Theorie. Sie würden praktische Erfahrungen sammeln, fernab von Lehrbuch und Bibliothek und so noch mehr über Agrarwirtschaft mitbekommen, loben sie. Dazu kommen die frische Luft und das Bewusstsein, im Sinne der Wissenschaft unterwegs zu sein und für die Forschung einen Beitrag zu liefern, sagen die jungen Frauen, die dabei ihre gute Laune nicht verlieren.
Handernten auf mehreren Versuchsfeldern – für eine bessere Vergleichbarkeit
Immerhin ist es bereits das dritte von drei Versuchsfeldern, auf dem Helfer des Leitprojekts PHYSICS FOR CROPS zur Handernte schreiten. An drei unterschiedlichen Standorten wachsen auf Feldern Raps, Gerste und Lupinen heran. An ihnen wird erforscht und untersucht, wie sie nach der Behandlung mit UV-Licht und plasmabehandeltem Wasser gedeihen. Zur Kontrolle wachsen dort auch immer Parzellen mit nicht behandelten Pflanzen. Durch diese Versuche wird studiert, wie physikalischen Anwendungen möglicherweise das Pflanzenwachstum beeinflussen und dadurch zu erhöhter Ertragsstabilität beitragen könnten.
Ähren geben allerhand Aufschluss
Dabei ist es mit der Handernte allein bei weitem nicht getan, denn die Handarbeit geht im Labor weiter und die einzelnen Ertragsparameter werden ermittelt. Hierfür werden zum Beispiel die Ähren mit den einzelnen Spindelstufen gezählt und auch das Korngewicht und die Korngröße bestimmt. Diese Daten geben Anhaltspunkte darüber, wie hoch der Ertrag ist und welche Komponenten eventuell durch die Behandlungen beeinflusst wurden. Je mehr Spindelstufen vorhanden sind, desto mehr Körner könnten ausgebildet werden. An den Ähren können die Wissenschaftler aber auch erkennen, ob die Pflanze zum Beispiel Stress wie etwa Trockenheit ausgesetzt war, denn dann können Spindelstufen reduziert werden. Zusätzlich zu der Handarbeit wird im Anschluss der Versuch durch kleine Spezialmähdrescher beerntet.
In den nächsten Wochen folgt die Raps- und später die Lupine-Ernte mit dem Mähdrescher. Daran schließt sich die Datenauswertung an.